Liebe SP-ler,
der 12. Ordentliche SP Stammtisch fand am 29.3.06 unter reger
Beteiligung der SP Kommune Tokyo in diesem hochklassigem und
hochpreisigen Karaoke Superschuppen in Roppongi statt, dessen Name mir
jetzt entfallen ist. Gleich zu Anfang gab es einige technische und
organisatorische Probleme (PC liess sich nicht mit dem Karaokesystem
verbinden, zuerst kam keiner - dann mehr als gedacht, und zu guter
Letzt, gab ich mich einmal am Telephon als Yuji Kitamura, dann als
Michael Kraehe aus - man merkte schon, dass hier keine Profis am Werk
waren), die aber gar nichts gegen das Problem darstellten, geeignete
Powerpoint Praesentationen vom Web zu laden:
Gleich vorweg - es gibt massig Powerpoint Praesentation zum runterladen,
aber die Qualitatet ist doch sehr schwankend: Von langweilig, aber mies
gemacht bis total unverstaendlich und langweilig und dazu noch mies
gemacht. Ca. 80% aller Praesentationen, die ich vorher gesichtet hatte,
waren aus dem IT Bereich und wenn man nicht als Girl Informatik an der
FU Berlin studiert hat, ist der Aufregungsfaktor etwa so hoch wie beim
Sockenstopfen oder Unterwaesche buegeln (Boys at Home).
Es dauerte also Stunden die richtigen Praesentationen zu finden,
Stunden, in denen ich zeitweise fuer meinen Arbeitgeber nicht mehr
ansprechbar war und die auch mein spaeteres spaetes Erscheinen
rechtfertig sollten.
Der Abend begannn mit einem enspannten Vortrag von _*Simon*_ ueber die
Kollobaration von Kindern mit handgehaltenen Computern - oder so waere
jedenfalls in etwa die deutsche Uebersetzung. Durch den flexiblen
Einsatz von dynamisch forcierten Pausen, konnte der Vortrag knapp die 10
Minuten Grenze ueberschreiten - das gab dann aber Abzuege in der B-Note.
Waehrend der Prasentationen wurde gegessen und getrunken, also nach dem
Modell "Japanische Hochzeit" wurde den Zuhoerern nicht allzuviel
abverlangt ausser mit vollem Mund zu schweigen und die Biere nachzugiessen.
Ich klaerte dann darueber auf, dass der "OeHa" Bus jetzt im Sekraeteriat
gegen Vorlage einer Inskriptionsbescheinigung erhaeltlich ist und wurde
prompt durch die schlechteste Bewertung des Abends abgestraft.
_*Florian*_ berichtete ueber das Altern und seinen Versuch dies zu
stoppen. Eine sehr gute Vortragstechnik ("aehm...viele Zahlen...ich
glaube die muessen erst einmal wirken, vor allem die 19.7% hier unten
links"), gepaart mit ueberraschenden Einwuerfen ("Den kenn' ich, mit dem
habe ich studiert - ach so, dass bin ich ja selber") riefen die ersten
Hoechstnoten auf den Platz. Aber wuerde er seine Platzierung im Laufe
des Abends behaupten koennen?
_*Constance*_ hatte sich meine favorisierte Praesentationen
herausgepickt, "Deliktaehnlichkeiten auf der Basis von Individualdaten"
von der Freiburger Kohorte - war aber zum Glueck nicht in Latein. Ich
habe unter anderem gelernt, dass man deutsch und maennlich sein muss,
wenn man wuenscht bei Verbrechen gefasst zu werden und dass die
Strafvergehen mit zunehmenden Alter abnehmen, vorausgesetzt man stirbt
vorher natuerlich. Dann war da noch irgendetwas mit Fussballspielen
zwischen Stockholm und Lisabon - aber das war dann auch schon sehr
kompliziert.
_*Stefan*_ berichtete von der Wiener Kaffee Kultur - aus der Sicht eines
Stundenten in Stanford. Das Deutsch der Praesentation sollte einem zu
denken geben - zumindestens dem Verfasser sollte es Anlass geben mit dem
denken anzufangen. "Weil der zweite Weltkrieg passiert hat, haben viele
traditionale Kaffeehauser geschlossen" - so wird Deutsch in Amerika's
Eliteunis geschrieben und gedacht. Ach so, fuer die, die es vergessen
haben: "2. Weltkrieg: mid-1900s."
Stefan sprach ohne Unterbrechung und Pause im rheinischen Dialekt durch,
nur gelegentlich unterbrochen vom Klicken der Maus. Es haben also alle
in Wien schon Kaffee getrunken, die Roemer, die Tuerken, Strauss,
Beethoven, Freud und Leid. Trotsky nicht zu vergessen - der Herr mit dem
Eispickel.
Auch _*Susanne*_, hatte sich ein ausgezeichnetes Thema ausgesucht:
"Girls in Informatik". "Ich moechte einmal betonen, dass es hier um
Girls in Informatik geht und nicht um Frauen in Informatik!", ein
Statement, dass dann gleich zur naechsten Folie ueberleitete, Titel "Was
haben Frauen von der Informatik?". Der Vortragenden merkte man eine
gewisse Nicht-Identifikation mit dem Thema an, naechstes Mal gibt es
dann vielleicht "Girls in Ventiltechnik".
_*Joerg*_, als letzter hielt dann einen Vortrag ueber Vortragstechnik
beim OC-F Praktikum und demonstrierte eindringlich wie man nicht
vortragen sollte, wenn man sich exakt an den Stoff der Praesentation
haelt - eine Art Meta-Powerpoint Praesentation. Aus Furcht vor einem
Mangel an Folien wurde die eine oder andere noch einmal wiederholt und
den Teilnehmern eindringlich ans Herz gelegt. Joerg zeigte damit auf
eindrucksvolle Art und Weise, wie man aus nichts alles machen kann und
doch nichts von allem gehabt hat. Das hilft einem dann spaeter bei der
Arbeit.
Der erste Preis, DER GROSSE HAEFELE (in japanisch) war ihm dann
vedientermassen sicher und ich kann ihm hier schon versichern, dass ich
diesen bereits mit der Post losgeschickt habe (aber an Simon).
Mein Dank gilt dem extrem aufmerksamen Personal, dass uns so
hervorragend bedient und verwoehnt hat und immer artig unter dem
Projektionsstrahl des Beamers durchgetaucht ist damit unsere
hochgeistigen Darbietungen nicht unterbrochen werden. Respekt, bitte.
Nach dieser extrem anspruchsvollen Programm wurden dann die
Moeglichkeiten der eingebauten Elektronik ausgelotet - mit durchaus
unterschiedlichem Erfolg. Zuletzt einigte man sich auf den kleinsten
gemeinsamen Nenner deutscher Sangeskunst und unter den Klaengen von
"Moskau" wurde der Salon verlassen. (99 Luftballons zaehlt nicht, denn
dass hiesse durch 0 zu teilen).
Ich ging nach Hause und die anderen ins HEARTLAND, wo mir dann nachher
berichtet wurde, dass einige dort bis 02.30 Uhr versackt sind. Ich denke
es hat mal wieder Spass gemacht und uns allen wurde mal wieder bewusst,
warum wir so gerne in Tokyo sind: Weil wir in Deutschland als komische
Deutsche noch viel mehr auffalllen wuerden.